- Fibel
- Fi|bel1 〈f. 21〉1. Lehrbuch für Anfänger (Garten\Fibel)2. bebildertes Lesebuch für Schulanfänger[kindl. Aussprache von Bibel; die ersten Abc-Bücher enthielten Lesestücke aus der Bibel]————————Fi|bel2 〈f. 21〉 frühgeschichtl. Spange, Gewandnadel; Sy Fibula (3) [<lat. fibula „Schnalle, Spange“]
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1. (veraltend) Lesebuch, nach dem die Schüler der ersten Klasse lesen u. schreiben lernen.2. Lehrbuch, das in die Anfangsgründe eines bestimmten Fachgebietes einführt:eine F. für Bastler.2Fi|bel, die; -, -n [lat. fibula = Klammer, Spange] (Kunstwiss.):frühgeschichtliche kunstvolle Spange od. Nadel aus Metall:zu den Funden gehören auch -n aus Bronze und Silber.* * *
IFibel[von lateinisch fibula »Spange«, »Klammer«] die, -/-n, Bezeichnung einer in vorgeschichtlicher Zeit entstandenen Nadelkonstruktion zum Zusammenheften der Kleidung. Unterschieden werden zwei- und eingliedrige Fibeln sowie Scheibenfibeln.Die älteste bekannte Fibel ist eine zweigliedrige Goldplattenfibel aus Alaca Hüyük (Anatolien; 2. Hälfte 3. Jahrtausend v. Chr.), verbreitet waren Fibeln im Vorderen Orient aber erst ab 1000 v. Chr. (v. a. die »phrygische Bogenfibel« in Anatolien). In Europa kamen gegen Ende der älteren Bronzezeit (14./13. Jahrhundert v. Chr.) ein- oder zweigliedrige Fibeln in Gebrauch. Sie erfuhren in Europa eine sehr differenzierte Entwicklung und zählen daher zu den wichtigsten Leitformen der vor- und frühgeschichtlichen Archäologie.Die zweigliedrige Fibel kommt seit etwa 1400 v. Chr. in Norddeutschland und Südskandinavien vor: Nadel und Bügel sind einzeln gefertigt und frei beweglich miteinander verbunden (Hauptformen sind Spiralplatten-, Bogenbügel- und Plattenfibel).Bei der eingliedrigen Fibel sind Nadel und Bügel mittels einer Federspirale elastisch miteinander verbunden, aus einem Stück, oder die selbstständige Feder mit der Nadel ist starr am Bügel befestigt (sekundär kann sich daraus wieder eine zweigliedrige Fibel, die Scharnierfibel, entwickeln). Verbreitet ist sie zunächst in Süd- und Südosteuropa, seit der älteren Eisenzeit auch im ehemaligen Gebiet der zweigliedrigen Fibel (Hauptformen sind die Violinbogenfibel, Bogenfibel, Achterschleifenbügelfibel sowie im 7./6. Jahrhundert v. Chr. die Brillenfibel aus zwei gegenläufig gewickelten Spiralscheiben aus Bronzedraht). - In der jüngeren Eisenzeit (seit 500 v. Chr.) herrschten La-Tène-Fibeln, darunter Masken- und Tierfibeln, vor. Römische Fibeln liegen in einer Vielzahl von Typen vor (besonders wichtig seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. die Augenfibel mit paarweisen Kreisornamenten), ebenso die oft kostbaren Bügelfibeln der Völkerwanderungszeit (mit Dekor in Goldblech, Niello- und Almadinenschmuck von Bügel, Fuß- und Kopfplatte). Daneben gibt es besonders Tierfibeln (Adlerfibeln, Zikadenfibeln), s-förmige Fibeln und gleicharmige Fibeln.Bei der Scheibenfibel wird die Funktion des Bügels von einer (meist verzierten) Scheibe übernommen, an der einerseits die Federkonstruktion mit Nadel und andererseits die Nadelrast befestigt ist. Die Scheibenfibel, auch mit figürlicher »Scheibe« (z. B. in Adlerform), ist von der La-Tène-Zeit bis in das frühe Mittelalter, als Brosche bis in die Gegenwart verbreitet. Als Gebrauchsgegenstand wurde die Fibel mit dem Aufkommen geknöpfter Kleidungsstücke im Spätmittelalter überflüssig.J. Reichstein: Die kreuzförmige F. Zur Chronologie der späten röm. Kaiserzeit u. der Völkerwanderungszeit in Skandinavien, auf dem Kontinent u. in England (1975);Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:Fibel und bronzezeitliches GewandFibel[entstellt aus »Bibel« (aus der früher viele Lesestücke der Fibeln stammten)] die, -/-n, Übungsbuch zum Lesenlernen, im übertragenen Sinn auch Elementarbuch zur Einführung in andere Sachbereiche (Gesundheits-, Verkehrsfibel). Die älteste erhaltene handschriftliche Fibel stammt von 1477. Die gedruckten ABC-Bücher des 16.-18. Jahrhunderts waren alphabetisch aufgebaut; zur Erleichterung der Einprägung war jeder Buchstabe mit Reimvers und Illustration versehen. Die Übungstexte stammten aus Bibel und Katechismus. Als Schrift wurde in der Regel die jeweils herrschende Schreibschrift gewählt, die Methodik folgte lange der Buchstabiermethode, dann der Lautiermethode; im 20. Jahrhundert fanden daneben auch die vom ganzen Wort oder Satz ausgehenden Ganzheitsmethoden Eingang in die Fibel. Neben biblischen und moralischen Inhalten hatten nach und nach auch andere Sachverhalte Aufnahme gefunden, zur Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert forderte die Reformpädagogik, dass die Fibel v. a. auf die kindliche Erfahrungs- und Erlebniswelt abgestellt sein sollte. Die seitdem die Fibel prägende bäuerliche und kleinstädtische Lebenswelt ist bis heute nur zögernd durch Großstadtthematik, die moderne Arbeitswelt und andere moderne Lebenssituationen ersetzt worden, auch die Sprache zeigt nicht selten retardierende Momente mit ihrer Neigung zu kindertümelnden anstelle alltagsgerechter Sprechsituationen.E. Schmack: Der Gestaltwandel der F. in vier Jh. (1960);A. Grömmiger: Die dt. F. der Gegenwart (1970);M. Dehn: Texte in F. u. ihre Funktion für das Lernen (1975);M. Bergk: Leselernprozeß u. Erstlesewerke (1980).* * *
1Fi|bel, die; -, -n [entstellt aus ↑Bibel (aus der viele Lesestücke stammten)]: 1. (veraltend) Lesebuch, nach dem die Schüler der ersten Klasse lesen u. schreiben lernen; Schulfibel. 2. Lehrbuch, das in die Anfangsgründe eines bestimmten Fachgebietes einführt: eine F. für Bastler.————————2Fi|bel, die; -, -n [lat. fibula = Klammer, Spange] (Kunstwiss.): frühgeschichtliche kunstvolle Spange od. Nadel aus Metall: zu den Funden gehören auch -n aus Bronze und Silber.
Universal-Lexikon. 2012.